Ketrin Memiz (30) bewegt durch ihre tänzerischen Aktivitäten beim Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“, der SG Marßel, viele verschiedene Nationalitäten. In der Tanzgruppe sind derzeit 12 Mädchen zwischen 8 und 16 Jahren aus fünf verschiedenen Nationen vertreten. Doch die Mädchen tanzen nicht nur einfach, sie erzählen eine Geschichte, ihre Geschichte. Das tun sie so eindrucksvoll, dass sie zuletzt einen Gastauftritt beim Parlamentarischen Abend in Berlin hatten.
Die Geschichte der Tanzgruppe „Exact – Die ultimative Tanzgruppe“ handelt von Mädchen unterschiedlicher Herkunft, die sich nicht mögen, die einander in derartiger Abneigung verbunden sind, dass sie sich sogar prügeln. Der Titel der Show lautet daher auch passend „Girls in trouble“ – Mädchen in Schwierigkeiten. „Die Mädchen sind vor allem mit sich selbst beschäftigt, sie denken nur an sich. Ich, ich und immer wieder ich beschäftigt ihr Denken, das führt natürlich zwangsläufig zu Konflikten“, erklärt die Übungsleitern der Gruppe Ketrin Memiz. Doch die Mädchen verbindet alle eines: die Liebe zum Tanzen. Dadurch kommen sie sich zwangsläufig näher, denn sie müssen aufeinander eingehen, sich sogar anfassen und berühren. „Durch die Berührungen bauen sich nach und nach die Vorurteile bei den Mädchen ab, sie durchdringen den sie umgebenden Egopanzer der anderen Mädchen, zugleich wird ihr eigener Schutzschild ebenfalls durchlässig. So kommen sie sich schließlich nahe und werden sogar zu Freundinnen“, so Ketrin Memiz weiter. Solche Geschichten werden immer wieder in verschiedenen Variationen erzählt, doch die Geschichte der Tanzgruppe „Exaxt“ ist dennoch einzigartig: es ist nämlich ihre eigene Geschichte
Zusammenführen von zwei unterschiedlichen Tanzgruppen
Ketrin Memiz ist die Übungsleiterin der Gruppe und damit auch so etwas wie der Auslöser der Geschichte, denn es war ihre Idee, zwei unterschiedliche Gruppen zusammen zu führen. „Ich habe sowohl bei der SG Marßel, als auch bei der Caritas Bremen zwei Tanzgruppen geleitet. Die Gruppe bei der Caritas waren vorwiegend Migrantenkinder, dort hatte das Tanzen auch gleichzeitig integrativen Charakter. Die Gruppe bei der SG Marßel hatte damit zunächst gar nichts zu tun. Ich hab dann einfach mal beide Gruppen gemeinsam trainieren lassen und war überrascht, wie schon fast feindselig sie miteinander umgingen“, erinnert sich Ketrin Memiz.
Das war vor einem Jahr, mittlerweile sind durch das regelmäßige Training die Berührungsängste und Vorurteil abgebaut, mehr noch „die Mädchen haben sogar Freundschaften untereinander geschlossen“, so Ketrin Memiz nicht ganz ohne Stolz. Die Mädchen aus der Tanzgruppe der Caritas sind mittlerweile Mitglieder in der SG Marßel geworden und so will Ketrin Memiz auch künftig Mädchen mit Migrationshintergrund an den Sport im Verein heranführen. Im September nahmen die Mädchen von „Exact“ an der Tanzwoche in Bremen teil und belegten in der Kategorie Hip-Hop auf Anhieb
Platz 2.
Die Tanzgruppe ist der Verdienst von Ketrin Memiz. Die 30-jährige Übungsleiterin wird dabei von Michael Idris unterstützt, der für die Musikauswahl zuständig ist und von Simia Karegar-Danshvar, die das Styling und die Kostüme verantwortet. Memiz selbst ist Fitness-Trainerin und in Deutschland geboren, ihre Eltern sind jedoch Roma aus Ex-Jugoslawien. Sie weiß daher, wie wichtig Integration vor allem für Jugendliche ist.
