Thema des Monats August 2009: Das Freiwillige Soziale Jahr und der Sport - „eine effektive Verbindung“

Wenn Jugendliche im Sportverein ihr Freiwilliges Soziales Jahr ablegen, profitiert davon auch der organisierte Sport. „Das ist eine riesige Win-win-Situation“, sagt Frank Eser, Landeskoordinator des Programms „Integration durch Sport“ in Hessen. Im Rahmen des Projektes „Freiwilligendienste machen kompetent“ haben Jugendliche die Möglichkeit, über die Sportjugend Hessen in Stützpunktvereinen eine lehrreiche Zeit zu verbringen. Nicht wenige von ihnen gelangen über Kontakte im Verein sogar in Lohn und Brot.

Seit 2007 läuft das Modellprojekt „Freiwilligendienste machen kompetent“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Rahmen des Projektes wurden unter anderem Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Bereich Sport ausgeschrieben. Die Sportjugend Hessen konnte sämtliche freie Stellen im Sport des bundesweiten Programms besetzen und sich mit dem Programm „Integration durch Sport“ angliedern. Ziel dieser Verbindung war es, das FSJ auch den bisher unterrepräsentierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund und bildungsschwachen jungen Menschen zugänglich zu machen.

Das FSJ gibt es schon seit vielen Jahren und wurde lange Zeit fast ausschließlich von Abiturienten genutzt, zum Beispiel zur Überbrückung von Wartesemestern. „Im FSJ lernen Jugendliche Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Dieser informelle Bildungscharakter sollte aber nicht nur jungen Menschen aus dieser Bildungsschicht zugute kommen“‚ sagt Frank Eser. „Freiwilligendienste machen kompetent“ ist ein Programm, das darauf reagiert hat und sich speziell an Jugendliche richtet, die einen schlechten oder gar keinen Schulabschluss haben.

„Die Jugendlichen brauchen eine besondere Ansprache“

Die Jugendlichen, die über die Sportjugend Hessen das FSJ machen, bringen zunächst einen erhöhten Betreuungsbedarf mit. „Das heißt nicht, dass die Aufgaben, die die Jugendlichen übernehmen nicht anspruchsvoll sind“, führt Frank Eser aus. „Wir müssen aber mehr nachgucken und die Jugendlichen brauchen eine besondere Ansprache. Da die Übungsleiter in unseren Vereinen über das Programm ‚Integration durch Sport’ geschult in sozialer und interkultureller Kompetenz sind, können sie das leisten.“

„Die große charakterliche Schule findet im Verein statt, wenn die Jugendlichen merken, dass sie akzeptiert werden und dass man sie nicht nur braucht, um drei Mal täglich die Halle zu fegen“, erklärt Frank Eser. Zunächst helfen die FSJler bei Übungsstunden und bauen Geräte auf und ab. Im Laufe des Jahres machen sie eine Übungsleiterausbildung und können am Ende selbstverantwortlich ihre Gruppen leiten. „Bisher sind alle, die bei uns tätig waren, dabei geblieben“, freut sich Frank Eser. „Damit profitieren wir im organisierten Sport von dem Programm, weil wir Funktionsträger geschaffen haben.“

Wer das FSJ macht und sich dort bewährt, wird auch seine Persönlichkeit weiterentwickeln. „Die Jugendlichen machen bei uns eine Streitschlichterausbildung, das ist ein Training für interkulturelle Konfliktvermittlung“, so Frank Eser. „Manche junge Menschen, die zu uns kommen gelten als gewaltbereit. Hier werden ihnen ganz neue Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung aufgezeigt. Das hat auch positive Auswirkungen auf die Jugendlichen selbst.“

Das FSJ genießt in der Öffentlichkeit und bei Firmen eine große Wertschätzung. „Das ist anders als wenn jemand eine Ehrenrunde im Berufsvorbereitungsjahr dreht“, erklärt Frank Eser. „Durch das individuelle Coachen und durch die Kontakte der Vereine öffnen wir für die Jugendlichen Türen bei kleineren Betrieben, ortsansässigen Unternehmen oder Sponsoren. Daher gehen das FSJ und der Sport eine effektive Verbindung ein.“ Sorgen um mangelnde Beteiligung am Programm muss sich Frank Eser nicht machen: „Der Großteil der Jungendlichen ist mit Sport einfacher zu begeistern als beispielsweise mit einem ökologischen Projekt. Das ist einfach so“, sagt er.

"Lernen fürs Leben durch den Freiwilligeneinsatz im Sportverein" - ein Hörfunkbeitrag mit Frank Eser zum Download