THEMA DES MONATS DEZEMBER 2005: "WENN DIE HANTEL IN DEN hÄNDEN FEST FRIERT"

Auch die härtesten Jungs haben eine Schmerzgrenze. Die liegt bei den Gewichthebern des VfK 01 Marpingen bei Temperaturen deutlich unter Null Grad, wenn der Winter so kalt ist, dass man die Hantel nicht mehr festhalten kann. Die "harten Jungs" aus Marpingen, das sind Jugendliche aus deutschen und Migrantenfamilien in und um Marpingen im Saarland.

Trainer Valerij Alexander (Foto: pivat)
Trainer Valerij Alexander (Foto: pivat)

Dass jemand die Hantel nicht festhalten kann, kann schon mal passieren, wenn man in einer ungeheizten Garage trainiert. Gasbetriebene Heizungen, mit denen man die Hantelstangen anwärmt, können da zwar helfen, doch richtig trainieren kann man auch als "harter Junge" nur in der richtigen Umgebung. Also schaute sich der Trainer der Hebergruppe, Valerij Alexander, nach einem passenden Trainingsraum um.

 

Denn aus dem Training für sich und seine Neffen war innerhalb weniger Monate eine kleine, aber sehr engagierte Gruppe junger Kraftsportler geworden. Dass es überhaupt dazu kam, ist der Verdienst von Valerij Alexander. Der fast 50-jährige gebürtige Kasache kam 1995 nach Deutschland und vermisste in der neuen Heimat seine Lieblingssportart Gewichtheben.

 

In Kasachstan hatte der diplomierte Sportlehrer an einer Landwirtschaftsschule Sport unterrichtet und nebenbei bereits als Trainer für eine Gewichthebermannschaft gearbeitet. In seiner neuen Heimat, dem Saarland, der Region um St. Wendel, gab es weit und breit kein Sportangebot für Gewichtheber. Die Fahrt zu den beiden einzigen Vereinen im Saarland, die Gewichtheben anboten, KSV Hostenbach und SV 1925 Remmesweiler, waren Alexander auf Dauer zu weit.

 

Die ersten Heber trainierten in einer Garage

 

Da kam er auf die Idee, in seiner neuen Heimat Marpingen selbst Gewichtheben anzubieten.  "Angefangen habe ich in der Garage meines Vaters, die war groß genug, Stangen und Gewichte bekam ich vom Saarländischen Gewichtheberverband", erinnert sich Valerij Alexander. Zunächst trainierte er für sich selbst, dann kamen seine Neffen dazu, die wiederum Freunde mitbrachten. In der Garage wurde es dann langsam zu eng und im Winter, wie bereits erwähnt, viel zu kalt.

 

 

Valerij Alexander ging vor vier Jahren zur Gemeinde Marpingen, und die half in Person des Bürgermeisters Werner Laub. "Allerdings hatte der Bürgermeister eine kleine Bedingung. Damit die Gemeinde mir helfen konnte musste ich zuerst einen Verein gründen. Das war die Geburtsstunde des VfK 01 Marpingen", erzählt Valerij Alexander. Assistiert bei der Vereinsgründung hat der Landessportbund für das Saarland in Person des Landeskoordinators Aron Reimann. Seitdem wird der "Verein für Kraftsport"  auch finanziell unterstützt.

 

Marpinger Heber sind national erfolgreich

 

An den sportlichen Ergebnissen der jungen Marpinger Heber sieht jeder, dass das Geld gut angelegt ist. Jakob Bengart gehört zur nationalen Spitze bei den A-Jugendlichen in der Klasse bis 77 Kilo, das Gleiche gilt für seinen Mannschaftskameraden Stefan Schneider in der Klasse bis 62 Kilo. Beide sind so gut, dass sie für den benachbarten KSV Hostenbach in der 2- Bundesliga bei den Männern heben, obwohl beide noch Junioren sind.

 

Um die Gesundheit der beiden Nachwuchsheber muss man sich dabei keine Gedanken machen: "Im Gewichtheben ist das Training und die Belastung für jeden Athleten sehr gut planbar. Dadurch vermeiden wir Überbelastungen", erläutert Valerij Alexander. Doch das Heben stärkt nicht nur den Körper: "Gewichtheben schult auch das Konzentrationsvermögen, denn Konzentration ist dabei sehr wichtig. Außerdem bringt Gewichtheben Freunde, denn das Training in einer Gemeinschaft schweißt zusammen", beschreibt Valerij Alexander den Prozess im Sinne der Integration.


  • Trainer Valerij Alexander (Foto: pivat)
    Trainer Valerij Alexander (Foto: pivat)