Thema des Monats Februar 2009: Haie machen Hausaufgaben: Die schulische Förderung der Taekwondo Sharks

Die Sharks - eine starke Gemeinschaft (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)
Die Sharks - eine starke Gemeinschaft (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)

Die Ergebnisse der Studie „Ungenutzte Potenziale“ des Berlin-Instituts gingen vor wenigen Wochen durch alle Medien. Zugewanderte seien häufiger arbeitslos, weniger gebildet und nähmen nicht in dem Maße am öffentlichen Leben teil wie Einheimische, so die ernüchternde Bilanz. Dass es aber auch anders geht und gerade über den Sport Integration erfolgreich umgesetzt wird, beweist der Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“ Sharks Hamburg e.V.

 

Von den 15 Millionen Einwohnern mit Migrationshintergrund in Deutschland seien türkische Zuwanderer die am schlechtesten integrierte Herkunftsgruppe. Für Maiwand Noor, Trainer und Jugendwart des Hamburger Taekwondovereins, ist das eine Überraschung. „Auf unsere türkischen Mitglieder trifft das nicht zu“, wendet er ein. Als Beispiel führt er den zweifachen deutschen Taekwondo-Meister Özgür Yesilkaya an, der jahrelang in der Nationalmannschaft war und ein abgeschlossenes Wirtschaftsingenieurstudium vorweisen kann.

 

Diese Erfolgsgeschichte ist bei den Taekwondo Sharks kein Einzelfall. Etwa 70 Prozent der Mitglieder haben einen Migrationshintergrund. Viele kommen aus Afghanistan und der Türkei. Dafür, dass die schulischen Leistungen stimmen, sorgt seit etwa zehn Jahren die vereinseigene Hausaufgabenhilfe. „Die wird sehr positiv angenommen“, so Maiwand Noor. Seit 2008 ist der Sharks Hamburg e.V. ein Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport“. Mit den bereitgestellten finanziellen Mitteln hat der Verein jetzt eine Lehrerin eingestellt. Neben der Vermittlung von Unterrichtsstoff sollen „die Kinder bei uns lernen, wie man lernt“, erklärt Maiwand Noor. „Die Mittel von „Integration durch Sport“ sind uns eine große Hilfe“ fährt er fort. „Die Hausaufgabenbetreuung würden wir alleine auf Dauer nicht mehr stemmen können.“

 

Vom Sonder- zum Musterschüler

 

Maiwand Noor ist der Meinung, dass sich schlechte Voraussetzungen durch das Elternhaus durch Förderung ausgleichen lassen. 90 Prozent der ausländischen Vereinsmitglieder streben das Abitur an. Maiwand Noor kennt von jedem seiner etwa 70 Sportler die Geschichte. Zum Beispiel die von Richard: Er kommt ursprünglich aus Afghanistan, seine Mutter spricht überhaupt kein deutsch, der Vater nur sehr gebrochen. Zum Verein kam er mit elf Jahren als Sonderschüler, inzwischen ist er in der zehnten Klasse einer Gesamtschule und hat einen Notendurchschnitt von 1,7. Im Jahr 2008 bekam er ein Schülerstipendium für begabte Zuwanderer.

 

Für die Sportler, die im Verein oft und viel trainieren ist die Hausaufgabenhilfe Pflicht. Der Verein stellt die schulischen Leistungen über die sportlichen. Wenn ein Kind in der Schule nachlässt, wird ihm das Leistungstraining gestrichen. „Basis ist die Schule. Wenn die nicht stimmt, können wir alles andere vergessen. Wenn ein Sportler schulische Probleme hat, dann ist er auch im Kopf nicht frei und wird während eines Turniers keine gute Leistung bringen“, führt Maiwand Noor aus.

 

Eine Grundtugend des Taekwondo ist der Respekt vor dem Gegner. Das hilft auch bei der Vermittlung hiesiger kultureller Werte, wie die der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Bei integrativen Schwierigkeiten, wenn zum Beispiel Mädchen die Sommerlehrgänge nicht besuchen dürfen, bemühen sich die Trainer um eine Vermittlung zwischen Eltern und Kindern. Außerdem sollen die ausländischen Mitglieder am Vereinsleben nicht nur teilnehmen, sondern auch an der Organisation des Vereins mitwirken. Die Kinder und Jugendlichen organisieren Grillfeiern und übernehmen bei den anstehenden German Open Verantwortung. Zukünftige Trainer sollen möglichst aus den eigenen Reihen kommen. So ist gewährleistet, dass die Philosophie und die beachtliche Integrationsarbeit des Vereins fortgeführt werden.

 


  • Die Sharks - eine starke Gemeinschaft (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)
    Die Sharks - eine starke Gemeinschaft (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)
  • Schulische und sportliche Erfolge gehen Hand in Hand (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)
    Schulische und sportliche Erfolge gehen Hand in Hand (Quelle: Sharks Hamburg e.V.)