Thema des Monats Juli 2009: „Integration von Migranten“ ist Forschungsfeld im zweiten Sportentwicklungsbericht

Christoph Breuer
Verfasste den zweiten Sportentwicklungsbericht: Prof. Dr. Christoph Breuer (Quelle: dosb.de)

Im zweiten Sportentwicklungsbericht wird der Integration von Migranten im Sport wachsende Bedeutung für das Gemeinwohl zugemessen. Die aktuelle „Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland“ wurde vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Landessportbünden in Auftrag gegeben. Die Sportwissenschaftler um Prof. Dr. Christoph Breuer konnten für die Studie auf Daten von 13.000 Onlinebefragungen von Vereinen zurückgreifen.

Etwa zehn Prozent der Vereinsmitglieder in Deutschland – das sind ungefähr 2,8 Millionen Menschen – haben laut Sportentwicklungsbericht einen Migrationshintergrund. Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund unter den Ehrenamtlichen beträgt bundesweit 2,6 Prozent – hier zeigt sich noch Steigerungspotential. Angesichts eines Migrantenanteils von 18,4 Prozent in der Bevölkerung (Statistisches Bundesamt, 2008) stufen die Wissenschaftler Migranten in deutschen Sportvereinen als „unterrepräsentiert“ ein. 8,4 Prozent aller Vereine in Deutschland haben besondere Maßnahmen zur Integration für Menschen mit Migrationshintergrund eingeleitet.

Laut Bericht haben Integrationsleistungen in Sportvereinen steigende Bedeutung für das Gemeinwohl. Daher wurde das Themenfeld „Integration von Migranten“ erstmalig in den Sportentwicklungsbericht mit aufgenommen. Walter Schneeloch betonte auf der Pressekonferenz zur Vorstellung des Sportentwicklungsberichts: „Es ist ein Gebot politischer Klugheit, in das Integrationsspektrum der Sportvereine zu investieren.“

Sportvereine in den Bundesländern

Alle Themenfelder werden im Sportentwicklungsbericht nach den einzelnen Bundesländern aufgeschlüsselt, so auch die Integration von Migranten. In Hamburg haben 14,3 Prozent der Vereinsmitglieder einen Migrationshintergrund. Das sind die meisten in ganz Deutschland. Bremen folgt knapp dahinter. Die Bundesländer im Osten Deutschlands, wie Brandenburg, Sachsen Anhalt und Thüringen, rangieren bei etwa 5 Prozent. In Baden-Württemberg sind in 17,6 Prozent der Vereine Personen mit Migrationshintergrund ehrenamtlich engagiert. Betrachtet man die Ehrenamtlichen insgesamt, ist Nordrhein-Westfalen Spitze. Hier haben 4,2 Prozent aller Ehrenamtlichen einen Migrationshintergrund, in Sachsen-Anhalt sind es lediglich 0,2 Prozent.

Abgefragt wurde auch, ob die Vereine spezifische Maßnahmen zur Integration von Migranten ergriffen haben. Hier rangiert der Norden ganz oben. In Schleswig-Holstein haben 12,1 Prozent der Vereine spezielle Aktionen oder Trainingsangebote für Sportler mit Migrationshintergrund initiiert. Hamburg und Bremen folgen mit kurzem Abstand. DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch sagte: „Der Bericht hat auch deutlich gemacht, dass die Integrationsbemühungen dann besonders erfolgreich sind, wenn Vereine gezielt Angebote und Sondermaßnahmen entwickeln und hierbei fachlich und finanziell nachhaltig unterstützt werden.“

Im Osten Deutschlands wird verstärkt der Versuch unternommen über gezielte Aktionen mehr Migranten in den Vereinssport zu bringen. So haben in Sachsen-Anhalt 10,9 Prozent der Vereine solche Maßnahmen organisiert. Walter Schneeloch zieht ein positives Fazit: „Der Bericht hat eindrucksvoll bewiesen, dass jeder Euro in das Programm ‚Integration durch Sport’ integrationspolitisch in hohem Maße sinnvoll ist.“ Investitionen, deren Wirksamkeit bewiesen werden kann: Durch einen weiteren Sportentwicklungsbericht – der geht nämlich im Herbst dieses Jahres in die dritte Runde.


  • Christoph Breuer
    Verfasste den zweiten Sportentwicklungsbericht: Prof. Dr. Christoph Breuer (Quelle: dosb.de)