Frankfurt (ids) - Ganz Europa schaut im Juni nach Portugal. Nicht ganz! Auch nach Baden-Württemberg lohnt sich ein Blick. Was die Fußball-Profis im Großformat in Porto, Lissabon und Faro vormachen, können die Freizeitkicker in Heidelberg, Tübingen und Stuttgart schon lange.
Drei Wochen lang wird im Süden der Republik gegeneinander auf Streetcourts an zwölf verschiedenen Spielorten vor den Ball getreten. Mehr als 200 Mannschaften sind dabei. Das Turnier läuft im Rahmen von "Kick Forward", einem Sonderprojekt des Programms "Integration durch Sport" in Baden-Württemberg.
Seit dem 12. Juni rollt in Baden-Württemberg der Ball - Eröffnung in Ostfildern
Allein die Eröffnungsveranstaltung am 12. Juni in Ostfildern war nach Angaben von Projektleiterin Steffi Biester ein voller Erfolg. Rund 1000 Street-Soccer-Begeisterte ließen sich blicken. Bei der „Straßenfußball für Toleranz Europameisterschaft 2004 in Baden-Württemberg“ steht der Integrationsgedanke im Vordergrund. Gemischte Teams mit Mädchen und Jungen aus unterschiedlichen sozialen Millieus streifen gemeinsam das Trikot eines zuvor zugelosten Landes über. So kommt es, dass junge Türken, Deutsche und Italiener zusammen zum Beispiel als schwedisches Team auflaufen. Beim Spiel gegeneinander kommt es besonders auf Fair Play an.
So können die Mannschaften ihr Ticket zum Finale am 3. Juli in Stuttgart lösen. Unterstützt wird die Straßenfußball-EM von der Bundes- und Landespolitik und auch von europäischer Ebene. Aber auch Prominente, wie der ehemalige Spieler des VfB-Stuttgart, "Buffy" Ettmayer, konnten als Paten gewonnen werden.
Die Straßenfußball-EM soll junge Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenführen. Außerdem soll die Beschäftigung mit Straßenfußball präventiv wirken: Die Kids bekommen ein sinnvolles, herausforderndes Freizeitangebot, bei dem sie zusätzlich noch Konkurrenz- und Konfliktsituationen nach Fair Play- Spielregeln lösen müssen. Über allem steht der Spaß. Die „EM“ komme „nicht sozialpädagogisch daher, sondern sei Spielspaß auf der Straße“, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Winfried Herrmann, der sich für die Veranstaltung in Baden-Württemberg engagiert.
Das Integrationsturnier hat zwei weitere Besonderheiten. Der Spieltag am 28. Juni findet hinter Gittern statt - im Innenhof der Justiz-Vollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim. So bekommen auch die Gefängnisinsassen die Chance mitzuspielen. Der Straßenfußball kann ihnen eine Perspektive für die Zeit nach der Haft bieten. Gäste bei der "Parallel-EM" sind auch junge Straßenkicker aus Argentinien. Das Projekt "Defensores del Chaco" in einem armen Vorort von Buenos Aires hat in den vergangenen acht Jahren neue Perspektiven geschaffen. Mit Sport als Mittel "sozialer Integration" haben die Argentinier gute Erfahrungen gemacht.
Die Gäste aus Argentinien bereichern das abendliche Kulturprogramm.
Die Straßenkicker in Baden-Württemberg sind auf jeden Fall schneller als die Profis in Portugal: Am 3. Juli steigt, einen Tag vor dem Finale bei der "großen" EM, das große Finale bei der "kleinen" EM in Stuttgart. Gekürt wird dabei der "Straßenfußball-Europameister 2004". Zusätzlich vergibt der portugiesische Generalkonsul einen Fairness-Preis.