THEMA DES MONATS MÄRZ: WENN VEREINSTRAINER AUCH STREETWORKER SIND - BEISPIELHAFTE VEREINSARBEIT IM SÜDEN HAMBURGS

Die Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft - kurz HNT - ist fest im Süden von Hamburg verankert. Davon zeugt nicht nur die schiere Größe des Vereins mit derzeit rund 4.500 Mitgliedern, sondern auch die vielfältigen Aktivitäten der HNT in Sachen Jugendarbeit. Bei der Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft sind die Trainer nicht nur Übungsleiter und Betreuer im Verein, sondern auch gleichzeitig Streetworker.

Jurij Borisov ist einer von ihnen. Der Russlanddeutsche ist seit mittlerweile 12 Jahren hauptamtlicher Trainer im HNT, zum Beispiel im Gesundheits- und Fitnessstudio des Vereins. Dort fielen Borisov vor zwei Jahren eine Gruppe junger Russlanddeutscher auf, die jeden Tag im Studio waren und trainierten. Die sehr homogen wirkende Gruppe trainierte so intensiv, dass schon bald die Geräte im Studio nicht mehr ausreichten.

 

Borisov handelte und wandte sich an die Vereinsführung in Person von HNT-Geschäftsstellenleiter Karsten Bode: „Jurij Borisov rief mich an und berichtete mir von der Gruppe Russlanddeutscher, die in unserem Gesundheitsstudio, dem „Fithus“, trainierten. Die haben die Gewichte da weg gehoben wie nichts. Unser „Fithus“ ist aber auch eher ein Gesundheitsstudio und kein Kraftraum für Schwerathleten.“ Karsten Bode und die Vereinsführung des HNT erkannten in der zwölfköpfigen Gruppe eine Chance: Wenn es dem Verein gelänge, einen passenden Raum mit entsprechenden Maschinen zur Verfügung zu stellen, könnten die jungen Männer in den Verein integriert werden.

 

Kraftraum gefunden – Finanzierung gesucht

 

Die Suche nach einem geeigneten Raum war relativ schnell abgeschlossen – ein Raum in der Gesamtschule Süderelbe war frei und die Schule wollte den Kraftraum auch mit nutzen und so ging man durchaus gemeinsam ans Werk. Doch das größte Hindernis zwischen der Kraftsportgruppe, dem Vorstand des HNT und dem neuen Kraftraum war das Geld, erzählt Karsten Bode: „15.000 Euro hatten wir für die Geräte veranschlagt, dazu kam noch die Kosten der Renovierung, auch wenn wir die selbst in die Hand nehmen wollten.“

 

 

Foto: HNT-Vizepräsident Dr. Matthias Heinold, Ralf-Dieter Fischer, Ortspolitiker, Bernhard Schleiden, Ortsamtsleiter, Rüdiger Schulz, Ortspolitiker und HNT-Präsident Michael Zart (v.l.n.r.) eröffnen den neuen Kraftraum im November 2005. (Alle Fotos: HNT)

 

Also ging Karsten Bode auf die Lokalpolitiker Hamburgs zu, um dort Geld für das Projekt zu bekommen. Bei der Suche nach Geld entwickelte sich zwischen der HNT und dem Programm „Integration durch Sport“ aus einem lockeren Kontakt, der bereits seit einigen Jahren bestand, eine feste Zusammenarbeit. Seit 2004 ist die HNT fester Stützpunktverein des Programms. Das zähe Ringen um Geld war schließlich erfolgreich, immerhin 10.000 Euro kamen so zusammen, und so konnte Karten Bode mit seinen Leuten schließlich den neuen Kraftraum für die Schwerathleten einweihen.

 

Der Einsatz hat sich ausgezahlt, mittlerweile ist die Gruppe auf rund 35 Sportler angewachsen und auch die sportlichen Erfolge blieben nicht aus: bei der Offenen Hamburger Meisterschaft 2005 gewannen die Kraftsportler um ihren Trainer Jurij Borisov 7 mal Gold, 5 mal Silber und 3 mal Bronze.

 

Doch der Einsatz von Karsten Bode und der HNT für die jungen Russlanddeutschen hatte noch einen Effekt, der Rückgang der Straßenkriminalität im Süden Hamburgs um die Hochhaussiedlungen Neuwiedenthal und Sandbek fiel auch der Polizei auf. Und wenn es doch noch einmal Ärger auf der Straße geben sollte ist auch die HNT nicht weit, Trainer Jurij Borisov betätigt sich nebenbei auch als Streetworker.