Thema des Monats November 2008: Wie kann der Sport Menschen zusammenbringen? Länderabfrage zum Thema Integration liefert wichtige Erkenntnisse

„Wir müssen künftig konkrete Richtungen vorgeben und viel stärker zielgruppenorientiert arbeiten.“ Dieses grundlegende Fazit zieht Prof. Dr. Heinz Zielinski als Abteilungsleiter Sport im Hessischen Innenministerium aus einer Abfrage der Bundesländer zu Maßnahmen, die mit Hilfe der finanziellen Förderungen der Bundesländer (siehe Interview) durchgeführt werden.

Die „Arbeitsgruppe Integration“ der Sportreferenten-Konferenz hatte einen entsprechenden Fragenkatalog zusammengestellt. Nicht mit abgefragt wurden allerdings Maßnahmen des Programms „Integration durch Sports“, die vom Bundesministerium des Innern finanziert werden. Prof. Zielinski hatte bei der Umfrage die Federführung.

Die Ergebnisse der Länderabfrage liegen nun vor. Sie bieten Informationen über die Integrationsarbeit in den Bundesländern und ermöglichen einen Überblick über die finanziellen Förderungsmaßnahmen auf Landesebene.

Die Befragung sollte klären, wie in den einzelnen Bundesländern integrativ gearbeitet wird. Weitere Fragen waren: Welche Ziele werden mit den von den Bundesländern gestützten Maßnahmen in den einzelnen Ländern verfolgt? Wo wird wie und in welchen Dimensionen finanziell gefördert? Außerdem sollten die Befragten darüber Aufschluss geben, welche Zielgruppen bei der Integrationsarbeit in den Ländern im Vordergrund stehen.

Alle Bundesländer zeigen die Bereitschaft die Integrationsleistungen des organisierten Sports zu fördern. Bei der Durchführung der Integrationsprojekte und beim Umfang der verwendeten Mittel wurden erhebliche Unterschiede deutlich. Die Finanzierung der Integrationsmaßnahmen läuft über die Landeshaushalte, Mischfinanzierung oder Sponsoren.

In Baden-Württemberg zum Beispiel heißt es: „Sport macht Freunde“, wenn prominente Sportler den Schulsportunterricht besuchen. In Hamburg läuft die Maßnahme „Fahrradfahren für Migrantinnen“ und in Rheinland-Pfalz wird „Sport mit muslimischen Mädchen und Frauen“ angeboten, kombiniert mit einem Sprachkurs.

Eine führende Rolle in der Integrationsarbeit nimmt Niedersachsen ein. Dort gibt es – über die Bundesmittel von „Integration durch Sport“ hinaus – eine kontinuierliche Förderung. Auch in der Höhe der bereitgestellten Mittel ist Niedersachsen spitze. Mehr als eine halbe Million Euro wenden die Norddeutschen für ihre Integrationsarbeit auf. In den anderen Ländern wird hauptsächlich punktuell gefördert. Zielgerichtete und langfristige Projekte sind unter diesen Bedingungen nur schwer zu bewerkstelligen. Eine klar definierte, regelmäßige Landesförderung fehlt.

Die Resultate der Befragung helfen den Sportministerien der Länder bei der politischen Weichenstellung und sollen dafür sorgen, dass Gelder sinnvoll verwendet werden. Viel wurde und wird zum Beispiel für Kinder mit Migrationshintergrund getan. Das soll auch so bleiben. Jetzt wird jedoch hinterfragt, ob man sich auch verstärkt den Älteren zuwenden soll, die in den letzten Jahren nicht derartig im Fokus standen. Auch der sehr unterschiedlich hohe Migrationsanteil in den Regionen soll bei der Planung zukünftiger Projekte und deren Finanzierung stärker berücksichtigt werden. Denn neben Regionen, die als Migrationsschwerpunkte gelten, gibt es auch Gegenden in Deutschland, in denen kaum Menschen mit Migrationshintergrund leben.

Die Frage nach Resultaten der Integrationsarbeit in den Ländern muss noch stärker beantwortet werden. Die wissenschaftlichen Begleitungen der Projekte in vielen Regionen werden mit ihren Forschungsergebnissen einen Beitrag leisten, um zukünftige Fördermaßnahmen noch effektiver zu gestalten, wie es beispielsweise aus Bundesebene erfolgt. Für das bundesweite Programm „Integration durch Sport“ untersucht an der Universität in Potsdam das wissenschaftliche Team um Prof. Dr. Jürgen Baur das Integrationspotenzial von Vereinen und klärt, ob es noch mehr als bisher ausgeschöpft werden kann. Die Evaluation läuft noch bis 2009. Auch auf regionaler Ebene kann eine solche Evaluierung erfolgen.