THEMA DES MONATS NOVEMBER: VOM STRAßENFUßBALLER IN BAGDAD ZUR B-JUGEND IN ERLANGEN

Hussein Abadi ist gerade 15 Jahre alt und die Ereignisse in Frankreich der vergangenen Wochen entlocken ihm ein leises Kopfschütteln. Dabei könnte Hussein theoretisch genauso denken und genauso handeln wie die Jugendlichen in den Vorstädten von Paris und Krawall machen auf der Straße, denn auch er ist Migrant, allerdings nicht in Frankreich sondern in Deutschland. Auch praktisch hat Hussein Abadi ganz andere Dinge im Kopf als fliegende Steine und brennende Autos, genauer gesagt nur eine Sache nämlich Fußball. Hussein Abadi spielt selbst Fußball, betreut Jugendmannschaften und ist miterweile sogar Schiedsrichter. Auf dem Weg dahin unterstützte ihn das Projekt „Integration durch Sport".

Hussein Abadi (r.) mit seinen Freunden Luis und Süleymann als Schiedsrichter,
Hussein Abadi (r.) mit seinen Freunden Luis und Süleymann als Schiedsrichter,

Hussein Abadi liebt nichts so sehr wie den Fußball. Bereits in seiner Heimatstadt Bagdad, im Stadtteil Al-Kadumia, verbrachte er jede freie Minute mit seinen Freunden und einem Fußball. Entweder spielten sie auf der Straße oder am Ufer des Tigris. Der Ball war aus Plastik und ging häufig kaputt, alle Kinder spielten wie er barfuss, doch das konnte ihnen den Spaß daran nicht nehmen. Plötzlich änderte sich alles im Leben des damals 12-jährigen Hussein. Der Krieg bedrohte sein Land den Irak und seine Stadt und die Eltern von Hussein entschlossen sich zur Flucht nach Deutschland.

 

Ein langer Weg nach Deutschland

 

Nach einer wochenlangen Odyssee über die Türkei kam Hussein im November 2001 mit seinen Eltern und seinen beiden Schwestern nach Deutschland. In Nürnberg beantragte die Familie dann Asyl. Mittlerweile lebt Hussein mit seiner Mutter und den beiden Schwestern in Erlangen im Stadtteil Büchenbach, einem Viertel mit hohem Migrantenanteil. Der Vater der Familie konnte allerdings nicht in Deutschland bleiben, er lebt in Syrien, weil er hier keine Arbeit fand.

 

Für Hussein war der Anfang in Deutschland nicht gerade einfach. Das Land war doch ganz anders als wie er sich das vorgestellt hatte, „die sauberen Straßen und der Schnee" waren zwei Dinge die ihn am meisten beeindruckten. Die Sprache machte ihm Probleme, doch er biss sich durch wie er von sich selber sagt.

 

„Seit ich Schiedsrichter bin werde ich als Spieler nicht mehr so wütend"

 

Dabei geholfen hat im der Fußball. Über eine Maßnahme des Programms „Integration durch Sport" kam er in Deutschland mit dem geliebten Fußball in Berührung. In der Übergangsklasse bot die Regionalstelle Erlangen des Programms in Person von Mark Sauerborn einen Fußballkurs für Jungen und Mädchen an. Auch weil er mit Leib und Seele dabei war kam Hussein dann bei einem Verein unter, der DJK Erlangen. Dort spielt er mittlerweile in der B-Jugend recht erfolgreich, ist Stammspieler im linken Mittelfeld.

 

Doch Hussein ist nicht nur Spieler, er ist auch Trainer und Schiedsrichter. Beim Stützpunktverein des Programms „Integration durch Sport" der TV 1848 Erlangen trainiert er zusammen mit Mark Sauerborn die E3-Jugend des Vereins. „Er hat einfach einen guten Draht zu jüngeren Kindern" beschreibt Mark Sauerborn Hussein als Betreuer.

 

Sein „guter Draht" zu anderen, dazu seine aufgeschlossene, aber gleichzeitig ruhige Art prädestinieren ihn auch zum Schiedsrichter. Hussein absolvierte mit zwei Freunden gemeinsam den Schiedsrichterlehrgang erfolgreich und leitet nun auch Spiele der E- und D-Jugend. Den regionalen Schiedsrichterbebobachtern fiel er bereits positiv auf.

 

Hussein möchte irgendwann vielleicht zurück nach Bagdad, aber „erst wenn es dort besser wird", wie er selber sagt. Vielleicht bleibt er aber auch in Deutschland, angekommen ist er auf jeden Fall.


  • Hussein Abadi (r.) mit seinen Freunden Luis und Süleymann als Schiedsrichter,
    Hussein Abadi (r.) mit seinen Freunden Luis und Süleymann als Schiedsrichter,
  • Hussein beim Schiedsrichterlehrgang.
    Hussein beim Schiedsrichterlehrgang.