Thema des Monats September 2008: 42 OlympiastarterInnen in Peking dabei: Vier Medaillen und Olympiasieg durch aus Österreich stammenden Gewichtheber

„Integration durch Sport“  erfolgt im Lebensalltag meist im Breitensport, in den vielen kleinen Stützpunkt-Vereinen im ganzen Land. Er leistet für die Eingliederung von Menschen mit Migrationshintergrund Immenses, wie auch die Integrationsbotschafterin Anna Dogonadze nicht müde wird zu betonen:  „Der Sport mit dem Verein ist die Chance sich zu integrieren“, meinte die Trampolinturnerin, die sich vermutlich letztmals für Olympia qualifiziert hatte. Von Olympia-Starterinnen wie ihr gehen aber Vorbildwirkung und Motivation für viele Menschen aus, sich dem Sport hinzuwenden. Neben der Olympiasiegerin von 2004 in Athen starteten bei den Olympischen Spielen in Peking noch weitere 41 Sportler mit einem Migrationshintergrund.

Die Palette der Herkunftsländer dieser Sportlerinnen und Sportler war sehr breit gefächert und typisch für die Vielfalt in Deutschland. Mit der kleinen Badmintonspielerin Huaiwen Xu war sogar jemand aus dem Gastgeberland China dabei. Sie verbreitete als Medaillenkandidatin unter ihren ehemaligen Mannschaftskameradinnen eine Menge Schrecken und erspielte sich mit dem Einzug ins Viertelfinale eine Menge Respekt. Sie fühlt schon mit ihrer neuen Heimat Deutschland, stellte sich aber auch vor ihr Geburtsland und wünschte sich, dass nicht alles dort von der ausländischen Presse verteufelt wird.

Neben China waren als Herkunftsland Nationen wie Russland, Serbien, Armenien, Kirgisien, Mongolei, Georgien, Bosnien-Herzegowina, Ukraine und Kasachstan vertreten. Aus diesen Nationen sind auch viele Breitensportler zu finden, die sich in den meisten Fällen erst einmal an die andere Kultur und Umgangsformen in Deutschland gewöhnen müssen.  Keine größeren Umstellungsprobleme haben dagegen Sportler wie die Basketball-Nationalspieler Demond Greene und Christopher Kaman als NBA-Star oder auch die Springreiterin Meredith Michaels-Beerbaum, die mit dem deutschen Springreiter Ludger Beerbaum verheiratet ist.

Von Anfang an pudelwohl gefühlt hat sich der früherer Österreicher Matthias Steiner, der als fast Unbekannter nach Peking abgereist war und als Olympiasieger im Gewichtheben mit einer großen Publizität nach Deutschland zurückkehrte. Seine Gefühlsausbrüche nach der Sensation auf der Gewichtheberbühne - verbunden mit seiner Lebensgeschichte mit dem Verlust seiner Frau im letzten Jahr - berührte die Menschen und machten ihn zu einem neuen Sympathieträger.

Ein mächtiges Hoffen und Bangen waren für den gebürtigen Syrer Rafed El-Masri die Sommerspiele, denn sein Start bei den Schwimm-Wettbewerben über 50 m Freistiel hing an einem seidenen Faden und dem good will seines Herkunftslandes. Die Freigabe musste der syrische Verband erteilen, der aber lange nichts von sich hören und das Fax unbeantwortet ließ. Erst als er selber zum Telefonhörer griff und den Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees höchst persönlich in Damaskus anrief, konnte er sich seinen Start in Peking sichern.  Der 1982 in Clausthal-Zellerfeld geborene El-Masri fühlt sich schon lange in Deutschland heimisch, die Frage nach seiner Herkunft beantwortet er klar: „Ich bin ein Berliner“.

Aus 19 Ländern kamen die Olympiastarter mit Migrationshintergrund und sorgten für manch frisches Element im deutschen Team. Vier Einzel- und Mannschaftsmedaillen gingen mit auf ihr Konto. Highlight war neben dem Olympiasieg von Matthias Steiner die Turn-Bronzemedaille von Oksana Chusovitina im Sprung, die damit eine 20 Jahre währende Durststrecke ohne Medaille im deutschen Frauen-Team beendete. Mit 33 Jahren war die aus Buchara in Usbekistan stammende Turnerin hinter der Trampolinturnerin Anna Dogonadze die Seniorin im deutschen Team.

Gerade durch Peking wurde wieder eindrucksvoll gezeigt, wie stark sich gerade Menschen durch den Sport in Deutschland integrieren können. Mit ihrem Auftreten werden sie zum Vorbild für viele andere Menschen, denen vor allem über den Breitensport ein leichterer Start in ihrer neuen Heimat gelingen kann.