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Traditionelle Erziehung und Werte sind Gründe dafür, das Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund weniger Sport treiben
Strenge Erziehung und die Vermittlung von starken religiösen Werten scheinen junge moslemische Frauen und Mädchen in Deutschland am Sport treiben zu hindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Dr. Sabine Seidenstücker an der Universität Erlangen-Nürnberg. Allerdings ist das Interesse der jungen Frauen und Mädchen am Sport gemessen am geringen Sportengagement sehr hoch. Ein Widerspruch, den bereits frühere Studien aufzeigten und der noch einmal untermauert wurde.
Die Untersuchung von Dr. Seidenstücker, die in Sindelfingen durchgeführt wurde, bestätigt damit die Forschungsergebnisse, die im Dezember 2004 von Prof. Ursula Boos-Nünning und Prof. Yasemin Karasoglu vorgestellt wurde. Danach gelten Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund und insbesondere muslimische Mädchen und Frauen im Sport als unterrepräsentiert. Es gibt neben den beiden oben genannten Schwerpunkten viele Gründe. Zu nennen wären Sprachprobleme, das fehlende Vorbild einer sporttreibenden Mutter und die kulturellen Unterschiede bei der Organisation des Sports – in vielen Ländern ist der Sportverein eine männliche Domäne.
Lieber Kickboxen und Taekwondo als Tanzen
Außerdem spielen die Gebote der Erziehung muslimischer Frauen und Mädchen eine große Rolle, wie das Beaufsichtigungsgebot, das Verhüllungsgebot mit dem Eintritt der Pubertät und das Gebot der Geschlechtertrennung. Noch im Kindesalter gibt es beim Sport für muslimische Mädchen kaum Hindernisse, erst mit dem Eintritt der Pubertät und der Entwicklung der sekundären Geschlechtsmerkmale verbieten die Eltern in den meisten Fällen jede Form von Sport.
Bei den ausgeübten Sportarten existieren große Unterschiede zwischen Mädchen und jungen Frauen mit und ohne Migrationshintergrund. So treiben muslimische Mädchen und junge Frauen vor allem gerne Kampfsport und Mannschaftssportarten wie Basketball, Volley- und Fußball. Bei deutschen Mädchen stehen dagegen Tanzen, Schwimmen und Tennis ganz hoch im Kurs.
Dr. Sabine Seidenstücker führt die Gründe für die Beliebtheit von Kampfsportarten bei muslimischen Mädchen auf mehrere Ursachen zurück. So sind diese bei den männlichen Mitgliedern ebenfalls ausgesprochen beliebt und die Mädchen sind dann zumeist unter männlicher Aufsicht. Zudem dient die Beherrschung einer Kampfsportart der Verteidigung der Ehre.
An der Studie im Jahr 2001 nahmen 1846 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 9 und 17 Jahren teil. Die Befragung erfolgte mittels Fragebogen in der Stadt Sindelfingen. Die Ergebnisse sind nicht uneingeschränkt auf die in Deutschland anzutreffenden Bedingungen übertragbar, obwohl sie weitestgehend mit den Ergebnissen andere Studien übereinstimmen.
Dr. Sabine Seidenstücker (r.) stellte ihre Studie auf einem Diskussionforum in Berlin vor (Foto: Integration durch Sport).
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