Von der Straße bis in den Nationalkader - Integrative Boxarbeit in Essen äußerst erfolgreich

Boxprojekte von freien Trägern und Vereinen gibt es einige in Deutschland. Doch kaum eins ist insgesamt so erfolgreich, wie das vom Programm "Integration durch Sport" unterstützte Boxprojekt des Boxrings Essen. Trainer Viktor Ginkel (58) holt in Essen nicht nur zahlreiche Jugendliche von der Straße, sondern liefert fachlich eine so gute Arbeit ab, dass die Jugendlichen schnell zu Kaderathleten heranreifen. 

Vereint erfolgreiches Boxen mit erfolgreicher Integration - Viktor Ginkel.
Vereint erfolgreiches Boxen mit erfolgreicher Integration - Viktor Ginkel.

Fünf der derzeit ca. 20 Jugendlichen, die Viktor Ginkel trainiert, haben den Sprung in den jeweiligen Bundeskader bereits geschafft - eine herausragende Bilanz. Sergej Vögele, Dennis Reich (beide 15) und Axonsada Heibar (17) brachten es zum Westdeutschen Meister, Vitali Gafurow (14) außerdem noch zum Deutschen Vizemeister. Die vielen Erfolge der Trainingsgruppe sind der Verdienst von Viktor Ginkel. Das Programm "Integration durch Sport" ermöglicht ihm die Arbeit mit den Jugendlichen in einem Jugendtreff in Essen. Das Angebot ist offen, jeder der interessiert ist, kann kommen und an einem Probetraining teilnehmen. „Die Gruppe hat sich in Essen mittlerweile einen guten Ruf erworben. Immer wieder kommen Jugendliche und wollen mit trainieren, wollen so werden wie die erfolgreichen Sergej Vögele, Dennis Reich oder die Brüder Sebastian und Robert Tlatlik“, erzählt Viktor Ginkel. Der gebürtige Kasache ist seit 1998 in Deutschland. Bereits in der früheren UdSSR arbeitete er als Boxtrainer, leitete zusammen mit seinem Bruder Waldemar eine Boxschule und sorgte da bereits für einige internationale Meister.

 

Seine Arbeit in Essen ist anders. Die offene Boxgruppe im Jugendtreff Stoppenberg soll Jugendliche von der Straße holen oder noch besser verhindern, dass sie erst dort landen. Viktor Ginkel bringt neben seinen boxerischen und pädagogischen Fähigkeiten einen unschätzbaren Vorteil mit: Er spricht neben deutsch auch russisch. Viele der deutschstämmigen Aussiedlerkinder sehen in ihm „Einen von Ihnen“ und vertrauen ihm. Die meisten Jugendlichen in der Gruppe von Viktor Ginkel sind Aussiedler, doch auch Deutsche, Türken und Libanesen trainieren mit, die Gruppe ist international.

 

Regelmäßiges Training ermöglicht Ziel zu verwirklichen

 

Die Jugendlichen stoßen mit unterschiedlichen Zielen zur Gruppe von Viktor Ginkel: "Manche wollen stärker werden, andere wiederum wollen für Schlägereien auf der Straße lernen. Wenn sie bei uns in der Gruppe sind, sehen sie, dass Boxen nichts mit Schlägerei zu tun hat, sondern mit Disziplin und harter Arbeit. Ihnen gefällt, was sie sehen und sie setzen sich andere Ziele, wollen in der Bundesliga boxen oder sogar Profi werden." Für Disziplin und harte Arbeit steht Viktor Ginkel selbst. Sein Wort gilt, Widersprüche gibt es nicht, Demokratie herrscht vor und nach dem Training, die Jugendlichen respektieren ihn. Seine Arbeit geht dabei über das eigentliche Boxen hinaus. Er hält auch den Kontakt zu den Eltern der Jugendlichen, hilft mit, wenn es  Probleme daheim oder in der Schule gibt, ist den Jugendlichen wie ein zweiter Vater. "Ich habe Einfluss auf meine Jugendlichen, wir sind wie eine große Familie", erzählt Viktor Ginkel nicht ohne Stolz.

 

Bei Viktor Ginkel lernen die Jugendlichen, sich Problemen zu stellen und nicht davor wegzulaufen oder sie zu verdrängen, die Arbeit in den Gruppen, das Training, das Zusammenleben findet ausschließlich auf Deutsch statt.

Den Rücken frei hält Viktor Ginkel Angelika Beckmann. Sie leitet die Sparte Boxen im Sportbund Essen und ist gleichzeitig die 1. Vorsitzende des 115 Mitglieder starken Vereins Boxring Essen für den Viktor Ginkel mit seiner Gruppe mittlerweile sieben Niederrheinische Meistertitel sammeln konnte.


  • Vereint erfolgreiches Boxen mit erfolgreicher Integration - Viktor Ginkel.
    Vereint erfolgreiches Boxen mit erfolgreicher Integration - Viktor Ginkel.