Waldemar Hafner boxt an allen Fronten für die Integration

Waldemar Hafner kennt die Probleme von Aussiedlern in Deutschland sehr genau. Er selbst ist erst vor 13 Jahren mit seiner Familie aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Der Diplomsportlehrer und ehemalige Boxer ist inzwischen im sächsischen Delitzsch zu Hause.

Kam vor 13 Jahren nach Deutschland: Waldemar Hafner (Foto: privat).
Kam vor 13 Jahren nach Deutschland: Waldemar Hafner (Foto: privat).

In Kasachstan war Waldemar Hafner Leiter einer Sportschule und als Boxtrainer dem Leistungssport verpflichtet. Alles, was zählte, waren Bestleistungen und Medaillen. Dem Boxen ist er auch in Deutschland treu geblieben, seine Ziele sind inzwischen jedoch ganz andere. Vier Mal in der Woche trainiert der 52jährige Aussiedlerkinder und Einheimische gemeinsam in der Boxhalle in Delitzsch - ein Integrationsprojekt, das er zusammen mit dem Landessportbund Sachsen ins Leben gerufen hat.

 

Der Andrang beim Boxtraining ist groß und Hafner würde am liebsten alle Kinder trainieren. Aber bei 14 Kindern zieht er einen Schlussstrich. "Es geht hier nicht um Massenabfertigung. Das Persönliche darf nicht zu kurz kommen", erklärt Hafner. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie schwierig es ist, nach Deutschland zu kommen, ohne ein Wort deutsch zu sprechen. "Ich habe inzwischen so viel Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen, egal woher sie kommen. Bei einer kleinen Gruppe ufern Probleme in der Regel gar nicht erst aus," betont der Integrationsexperte, der inzwischen auch durch seinen Sohn, ebenfalls Boxtrainer, unterstützt wird.

 

Die Leistung steht bei Hafner nicht so sehr im Mittelpunkt, wie das früher in Kasachstan war. Aber eine Menge Stolz schwingt in seiner Stimme auch heute mit, wenn er erzählt, dass aus seiner Trainingsgruppe ganz nebenbei auch zwei Sächsische und zwei Süddeutsche Meister hervorgegangen sind.

 

Leipziger Sportgruppen bieten jungen Alkohol- und Drogenabhängigen neuen Halt

 

Das Boxtraining ist nur eine von den vielen Tätigkeiten, die den Spätaussiedler jetzt ausfüllt. "Mein Tag müsste mindestens 36 Stunden haben", sagt Waldemar Hafner, der sich auch beruflich mit Aussiedlern beschäftigt. Seit drei Jahren arbeitet er als Streetworker in einer Leipziger Suchtberatungsstelle für Migranten, in der er sich speziell um russischsprachige  Abhängige kümmert. Auch hier spielt Sport eine wichtige Rolle. Die Alkohol- und Drogenabhängigen, die zu ihm in die Beratungsstelle kommen, sind oftmals noch keine 16 Jahre alt. Indem er die jungen Menschen zum Judo, Volleyball, Fußball oder in eine Mädchentanzgruppe schickt, möchte er ihnen nicht nur ein neues Bewusstsein für ihren Körper vermitteln, sondern auch zwischenmenschlichen Halt bieten. In allen Sportgruppen trainieren Leipziger Aussiedler und Einheimische gemeinsam.

 

Auch in den Ferien steht Integration im Mittelpunkt

 

Gerne würde sich der Kasache beruflich und privat auch um Erwachsene kümmern, doch dafür bleibt ihm keine Zeit. Die Kinder und Jugendlichen fordern seine ganze Aufmerksamkeit - selbst in der Ferien. Regelmäßig organisiert er Freizeitreisen für Kinder nach Sylt und bietet ihnen dort ein sportliches Erholungsprogramm.  

Der Landessportbund Sachsen unterstützt die Freizeitreisen, ebenso wie auch das Boxtraining und die Leipziger Sportangebote. Doch die finanziellen Mitteln sind begrenzt. Waldemar Hafner bemüht sich darum, weitere Spenden zu sammeln und ist in ständigem Kontakt mit Unternehmen. Freudig berichtet Hafner, dass auch einer der erfolgreichsten Boxer Deutschlands seine Hilfe angekündigt hat: "Henry Maske ist begeistert von unserem Delitzscher Boxtraining und möchte uns unterstützen."


  • Kam vor 13 Jahren nach Deutschland: Waldemar Hafner (Foto: privat).
    Kam vor 13 Jahren nach Deutschland: Waldemar Hafner (Foto: privat).