„Willkommen im Sport“

Ein Fußballteam zu trainieren, ist auch der Traum von Menschen mit Fluchterfahrung. Genau dafür bietet der Landessportbund Berlin eine Fußball-C-Lizenz-Ausbildung, die allerdings allen Interessierten offensteht.

Monatelang hat Khaled Gharbi seine Gruppe geschult, heute zeigt sich, wie erfolgreich das gewesen ist. Ganze 30 Fußballbegeisterte aus den Vereinen des LSB Berlin und der Brandenburgischen Sportjugend haben sich gemeldet, die meisten davon sind Geflüchtete, aber nicht alle: „Wir haben den Lehrgang extra geöffnet, damit hier nicht nur Geflüchtete zusammenkommen“, erklärt KhaledGharbi, Pädagogischer Mitarbeiter beim LSB. „Unser Programm heißt ja ‚Willkommen im Sport‘. Es geht um die Qualifizierung von Menschen mit Fluchterfahrung, aber auch um Integration – und dafür ist es gut, wenn auch Einheimische mit dabei sind.“

„Richtig gute Stimmung“

Einer von ihnen ist Tom Riedelsheimer, der gerade BWL studiert und 20 Jahre Fußball gespielt hat. „Jetzt bin ich Trainer und brauche die C-Lizenz, um beim Berliner SC ein Team trainieren zu können“, erklärt er und begrüßt ausdrücklich den Integrationsgedanken dieses Lehrgangs: „Ich finde das sehr cool und wichtig. Hier herrscht eine richtig gute Stimmung zwischen allen. Auf dem Platz zählt ohnehin nur der Fußball – da ist alles andere egal.“

Auch Ibrahim Baroud möchte Fußballtrainer werden. „Ich spiele Fußball seit ich sechs Jahre alt bin“, sagt der 28-Jährige, der sein Leben in Latakia (Syrien) wegen des Krieges aufgeben musste. Seine Flucht führte ihn über den Libanon in die Türkei und dann übers Mittelmeer nach Griechenland. Eine neue Fußballheimat fand er 2016 in Berlin beim FC Treptow. „Ich coache gerne und spiele sehr gern Fußball. Als Trainer kann ich beides zusammenbringen“, sagt Ibrahim, der gerade sein Informatik-Masterstudium an der TU Berlin abgeschlossen hat. Aber jetzt muss er noch seine Abschlussübung gut über die Bühne bringen als letzter Teil des Lehrgangs.

Vom Hobby zum Beruf

Auf dem Dominicus-Sportplatz bei der Sportschule des LSB in Schöneberg ist heute auch ein Ehepaar im Kurs: Hiba Eter und Youssef Chlone stammen aus dem Libanon und sind beide komplett fußballverrückt. In Deutschland haben sie sich in den letzten Jahren um den ganz jungen Nachwuchs gekümmert: „Wir haben gemeinsam eine U12-Jugendmannschaft trainiert“, erzählt Hiba. „Es ist immer wieder schön zu sehen, was für eine tolle Entwicklung Kinder beim Fußballspielen im Verein machen.“ Beide haben sich für die C-Lizenz angemeldet, um mehr Erfahrungen zu sammeln und „um es nicht mehr nur als Hobby zu machen“. Für die beiden hat sich der Kurs in jedem Fall gelohnt: „Wir konnten beide schon gut Fußball spielen“, sagt Youssef, „aber das hier ist ein anderes Niveau.“

Integration durch Sport

Khaled Gharbi, der den Lehrgang mit erfahrenen Ausbildern aus dem Fußball-Landesverband Brandenburg e.V. leitet, ist zufrieden, denn alle seine Eleven haben bestanden und sich ihre C-Lizenz verdient. Dieser Kurs hat im Rahmen von „Willkommen im Sport“ stattgefunden, einem Projekt, das aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Reem Alabali-Radovan, gefördert wird. Dieses Projekt unterstützt und berät Vereine, um eine interkulturelle Öffnung zu ermöglichen“, verdeutlicht KhaledGharbi. „Diese Vereine haben wir eingeladen zu unserem Lehrgang, um sie fachlich und pädagogisch zu stärken und die Integration zu verbessern.“

Text/Fotos: Klaus Rathje