Gibt es noch Fragen in Richtung Choreographie, gibt es für Wladimir kaum eine kompetentere Ratgeberin als seine Mutter Larissa Petrik, ausgebildete Schauspielerin, 1968 in Mexiko auch Kunstturn-Olympiasiegerin und jetzt ebenfalls Trainerin.
Das Trio aus Moskau ist mittlerweile in seiner neuen Heimat in Niederwörresbach im Rheinland sesshaft geworden, obwohl der junge Turner seine Wurzeln nicht verbergen kann. “Wenn ich wieder einmal in Moskau bin, fühle ich mich auch dort wohl”, meint Wladimir, der neben deutsch auch russisch fließend spricht. 1993 reiste Wladimir im Alter von sieben Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland aus, zuerst Wetzlar, nun Niederwörresbach bei Koblenz.
Gerade vor Weihnachten hat er die alte Verbundenheit wieder einmal deutlich gefühlt, denn nach zwei Jahren Pause waren die Klimenkos für zwei Wochen in die winterliche Hauptstadt Russlands gereist. Die Kontakte reißen nie ganz ab, denn einmal im Monat greift Wladimir durchaus zum Telefon und hört nach, ob die Trainingsarbeit bei seinen russischen Freunden Früchte trägt.
Für Wladimir ist aber klar, wo die Prioritäten liegen. “Es gibt ein altes russisches Sprichwort: Das eigene Haus ist immer da, wo die Familie ist”, betont das große Turntalent. Noch ist er im Besitz einer doppelten Staatsbürgerschaft, aber den russischen Pass gibt er gerade zurück.
Und für sehr viel Sentimentalitäten lässt sein Sport auch gar keinen Raum. Schon kurz nach Weihnachten hatte ihn die Realität wieder, denn das ZDF wollte nach seiner Rückkehr aus Russland Aufnahmen mit dem Nachwuchstalent bei der täglichen Arbeit an den Geräten machen. Dem Sport wird derzeit alles unterordnet, denn nur mit Professionalität durch und durch ist das große Ziel Olympia zu verwirklichen.
Nach dem Abschluss der Realschule 2002 mit der mittleren Reife hat er mit der Schule ausgesetzt. Ob er sie je fortsetzt, weiß er nicht genau. Auch eine Ausbildung zum Physiotherapeuten ließ sich mit zweimal drei Stunden täglichem Training nicht vereinbaren. “Danach werde ich dann sehen, welche Lösung es für mich gibt”, sagt Wladimir Klimenko.
Morgens ist der junge Turner mit seinem Vater als den größten Lehrmeister im Leistungszentrum von Niederwörresbach meist allein. Erst nachmittags stoßen noch andere Turner dazu. Die Erfahrung, die Viktor Klimenko als Trainer mitbringt, ist für seinen Sohn unbezahlbar. 23 Jahre im Zentralen Armeesportklub Moskau, lange Zeit eine der besten Adressen im Kunstturnen, haben den 55-Jährigen geprägt. All sein Wissen aus den vielen Jahren Wettkampfsport gibt er gerade an seinen Sprössling weiter. Spätestens im Sommer 2004, nach den Spielen von Athen, wird er wissen, ob er auch im Fall seinen Sohnes Erfolg gehabt hat.