Hamburg-Bergedorf liet am Atlantik - eine erfolgreiche Vereinsgeschichte

Alexander Gaal hat vor kurzem ein rundes Jubiläum gefeiert: Seit 10 Jahren ist der gebürtige Kasache nun in Deutschland. Der 50-Jährige arbeitet jetzt als Streetworker beim Internationalen Bund in Hamburg. Früher war er als Bürgermeister für die Belange von 30.000 Menschen verantwortlich. Ein Mann, der es gewohnt ist, Lösungen für Probleme zu finden. So wie die Gründung des von "Integration durch Sport" unterstützten des Sportvereins "BFSV Atlantik 97", dessen 1. Vorsitzender Gaal ist.

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Hier muss sich etwas tun!

 

Als Alexander Gaal nach Hamburg kommt, wird seine Familie in einem Übergangswohnheim für Aussiedler im Bezirk Bergedorf untergebracht. "Da haben unsere Jugendlichen nur am Parkplatz herumgelungert, so um die 120", erinnert sich Gaal. Langeweile, Zigaretten, Alkohol und Drogen bestimmten das Bild. Gaal ist klar: Hier muß sich etwas tun! Wenn niemand was unternimmt, könnten seine Söhne auch Teil dieser Szenerie werden. Also nimmt er die Initiative in die Hand, spielt mit ihnen Fußball. Es kommen mehr dazu.

 

6 Mannschaften wurden gebildet, trainiert wurde auf "wilden" Plätzen, mal hier und mal dort. Daraus entstand bald "Atlantik 97". Mittlerweile bietet der Verein neben dem Schwerpunkt Fußball auch Herren- und Damenvolleyball, Basketball, Schach, Aerobic und Boxen an - letzteres als gezielte Präventionsmaßnahme zum Aggressionsabbau. Als Kooperationspartner konnte die Polizei Hamburg gewonnen werden.

 

Aus der Not eine Tugend gemacht – die Vereinsgründung

 

Eigentlich wollte Gaal gar keinen eigenen Verein gründen. Er war mit seinen Schützlingen bei einigen örtlichen Vereinen vorstellig geworden. Allerdings wurde ihnen nach seinem Empfinden nirgends der Eindruck vermittelt, willkommen zu sein. Manche wollten sie anscheinend überhaupt nicht, andere nur die guten Spieler herauspicken. Gaal sah es pragmatisch: Wenn es so nicht geht, dann eben anders. "Atlantik 97" wurde gegründet, übrigens ohne Gaals Unterschrift auf der Gründungsurkunde - er ist kein deutscher Staatsbürger.

 

Der jetzt 212 aktive Mitglieder zählende Verein profitiert von Anfang an von der Umtriebigkeit seines 1. Vorsitzenden: Als Ex-Bürgermeister kennt er sich aus im Umgang mit Bürokratie und Amtsstuben, wenn auch die Verhältnisse nicht zu vergleichen sind. "Ich weiß, an welche Türen ich klopfen muß", sagt er selbst verschmitzt. Und er ist sich auch nicht zu schade, nötigenfalls mehrmals zu klopfen. So beschaffte er finanzielle Unterstützung vom Bezirksamt, denn durch Mitgliedsbeiträge allein hätte sich "Atlantik 97" nicht finanzieren können. Er kümmert sich auch erfolgreich darum, dass der Verein eine "Heimat" bekommt, das "Billtalstadion".

 

 

Den Integrationsaspekt nicht aus den Augen verlieren

 

 

Durch die Arbeit beim Internationalen Bund weiß Gaal auch bestens, wie das soziale Leben im Kiez organisiert ist, und sorgt in persona für die Vernetzung mit anderen Vereinen, Projekten oder Initiativen, wie die seit 2 Jahren bestehende Kooperation mit dem Mädchentreff, auf die er stolz ist.

 

 

Zur Zeit arbeitet Gaal daran, seinen ursprünglichen Plan umzusetzen: "Ich wollte ja von Anfang an, dass etwas Gemeinsames stattfindet, nicht dass wir im 'Aussiedlerverein' unter uns bleiben. Das ist nicht so gut für die Integration." Wenn es auch anfangs nicht anders zu gehen schien - für Veränderungen ist es nie zu spät. Im Moment wird mit dem Nachbarverein SV Bergedorf-West über eine Fusion verhandelt. Einfach schlucken lassen will sich der "Atlantik 97" nicht. Muss er auch nicht, denn: "Wir sind attraktiv, weil wir sportliche Erfolge vorzuweisen haben", weiß Gaal, der optimistisch ist: "Wir werden uns schon einigen, Es sieht gut aus!"


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